Brian PilkingtonIsland feiert Weihnachten mit leckerem Essen, Geschenken für die Liebsten und Familientreffen. Anders als in den meisten Ländern, in denen es nur einen einzigen Weihnachtsmann gibt, haben isländische Kinder das Glück, in den letzten 13 Nächten vor Weihnachten von 13 „Yule Lads“ (oder „Jólasveinar“) besucht zu werden.

Auf Isländisch heißen sie Jólasveinar und sind die isländische Version des Weihnachtsmanns! Die Yule Lads sind wie Trolle, die in den Bergen leben und jedes Jahr im Dezember einer nach dem anderen in die Stadt kommen. Jeder Yule Lad hat eine ganz bestimmte Charaktereigenschaft und verhält sich daher auf eine bestimmte Art und Weise. Die 13 Brüder gelten als Gauner und ihre Namen erklären ihr besonderes Verhalten (siehe unten).

Die Trolle sind Kinder von Grýla (einem schrecklichen Troll) und Leppalúði (dem schrecklichen Ehemann), und isländische Kinder haben aus Gründen, die hier nicht weiter erörtert werden sollen, Angst vor ihnen. Ihr ebenso furchterregendes Haustier, die große schwarze Weihnachtskatze (Jólakötturinn), sollte hier auch erwähnt werden. Wir sollten nicht näher auf ihre Rolle in der Trollfamilie eingehen, aber einige würden sagen, sie ähnelt Azrael, der Katze des Zauberers Gargamel aus dem weithin bekannten Comic Die Schlümpfe. Die Weihnachtskatze kann im Dezember jeden Tag (und jede Nacht) in der Innenstadt von Reykjavik gesehen werden. Sie ist mit 6.500 LED-Lichtern aufgestellt und sieht daher glücklicherweise eher festlich als gruselig aus.

Um die Traditionen fortzusetzen, stellen die Kinder jeden Abend der letzten 13 Tage vor Weihnachten einen Schuh in ihr Schlafzimmerfenster. Jeden Abend kommt ein Yule Lad zu Besuch und hinterlässt Süßigkeiten, kleine Geschenke oder eine verrottende Kartoffel, je nachdem, wie sich das jeweilige Kind am Vortag verhalten hat.

Brian PilkingtonDiese Tradition wurde von Eltern im Laufe der Jahre genutzt und gilt heute als eine der erfolgreichsten Erziehungsmethoden, um sicherzustellen, dass die Kinder früh ins Bett gehen und sich gut benehmen. Kein Kind möchte am nächsten Morgen vor Aufregung aus dem Bett springen, nur um dann eine verfaulte Kartoffel im Schuh zu finden, weil es sich am Vortag schlecht benommen hat. Bei all den kalten, langen und dunklen Tagen im Dezember und der damit einhergehenden Melancholie ist dieser spezielle Erziehungstrick natürlich dringend nötig. Zum Glück ist der Winter die Zeit, der wunderschönen Nordlichter und die Isländer haben das Glück, das spektakuläre Phänomen am Himmel hin und wieder zu sehen, so dass die langen Nächte nur halb so schlimm sind.
 

Die 13 Yule Lads sind:

Stekkjarstaur (neckt gerne Schafe und hat Holzbeine),
Giljagaur (stiehlt gerne Milch),
Stúfur (ist der Kleinste und isst gerne die Kuchenkruste),
Þvörusleikir (stiehlt und leckt alle Holzlöffel ab, die er bekommen kann),
Pottaskefill (stiehlt Reste aus Töpfen),
Askasleikir (versteckt sich unter dem Bett und leckt alle Dinge ab, die er finden kann),
Hurðaskellir (weckt gerne Kinder auf, indem er Türen zuschlägt),
Skyrgámur (liebt Skyr),
Bjúgnakrækir (versteckt sich unter dem Dach und stiehlt Würstchen),
Gluggagægir (schaut durch Fenster, um etwas zu stehlen),
Gáttaþefur (schnüffelt nach leckerem Laufabrauð oder "Blätterbrot"),
Ketkrókur (stiehlt Fleisch mit seinem Haken),
Kertasníkir (stiehlt Kerzen).

 

Bilder: Brian Pilkington