Bei jeder Umrundung Islands macht die ‚Ocean Diamond‘ Halt in Ísafjördur, dem größten Ort an den entlegenen Westfjorden. Das Städtchen hat eine Siedlungsgeschichte, die bis ins 16. Jahrhundert reicht und immer eng mit dem Thema Fisch verbunden war. Kein Wunder also, dass Dmitar Potkonjak, der Hotelmanager des Schiffes immer dort frischen Fisch einkauft – jeweils 300-400 Kilogramm. Die Verbindung zum örtlichen Fischer ist herzlich – warum also nicht einmal eine ganz spezielle Tour mit interessierten Passagieren dorthin anbieten? 

ipc-visit-fisherman-04.jpgKári Jóhannsson, dessen Familie schon seit Generationen in dem Gewerbe arbeitet, war begeistert und erzählte mir bei dem vorbereitenden Gespräch, dass schon seine Großmutter – eine ausgesprochen resolute Frau – eine eigene Fischfabrik im Ort leitete. „Ich selbst bin auch schon seit 40 Jahren in jedem Bereich der Fischerei tätig gewesen – vom Kutter bis zum Verkauf“. Heute gehört Kári das einzige Fisch-Fachgeschäft in den gesamten Westfjorden. Mit Stolz erzählt er, dass seine Frau und er nicht nur die Einheimischen mit frischen Seefrüchten versorgt, sondern auch Werkskantinen, Schulen und inzwischen Restaurants in ganz Island beliefert.

Bei unserem Besuch ist der kleine Laden direkt im Hafen von Ìsafjördur mit 15 Passagieren, Cruise Leader Peter v. Sassen und Fotograf Konstantin schnell gefüllt. Obwohl normale Geschäftszeit ist, nimmt sich Kári ausgiebig Zeit uns die verschiedenen Produkte in der Auslage zu erklären. Neben vielerlei Sorten Frischfisch aus dem Fanggebiet zwischen Island und Grönland werden auch örtliche Spezialitäten angeboten wie der berühmt-berüchtigte Hákarl – streng riechender fermentierter Grönlandhai oder die kräftig geräucherten Stücke vom Lampenfisch, der in der Tiefsee vorkommt und eine echte Leckerei ist. Eine weitere seltene Delikatesse: Bäckchen vom Catfisch (Seewolf) und natürlich die beste Qualität von getrocknetem Kabeljau, den er gleich allen Passagieren zum Probieren reicht. Etwas fest im Biss, aber sehr lecker und überhaupt nicht ‚fischig‘.

„Das ist gut für die Gesundheit und gehört zu Island wie die Gletscher und die Vulkane“, erläutert Kári, um gleich auch wieder auf das nächste Thema zu kommen: An den Wänden seines Ladens hängen verschieden eingefärbte Fischhäute. „Die sind wie bestes Leder – wir machen kleine Gegenstände daraus wie Portemonnaies – aber hier“, er hält grinsend eine Anzug-Fliege aus verarbeiteter Lachshaut in den Fingern, „das kann man auch in New York tragen!“

Alle schauen vergnügt auf den örtlichen Fischer mit seinem Piratentuch um den Kopf, der sich immer mehr auch als schlagfertiger Entertainer erweist. Für die Passagiere der Ocean Diamond aber steht der Höhepunkt noch bevor – Kári hat angeboten, seine kleine Privatführung auf die Fischhalle hinter dem Laden auszudehnen. „Hier lass ich sonst niemanden rein, weil es vielleicht manchmal auch nach Arbeit aussieht und 'n bisschen unordentlich ist.“ Natürlich – es ist ein Arbeitsplatz. Sein Arbeitsplatz. Picobello gepflegt. Mit großen eisgefüllten Kisten voller Schätze des Meeres, die er jetzt einzeln aus dem Eis herauszieht und den staunenden Passagieren präsentiert. „Der hier, das ist ein Steinbeißer. Wenn man den ungeschickt vom Haken nimmt und er kann noch zubeißen, ist ein Finger weg.“

Fischer Kári mit Seewolf

„Werden die in Netzen gefangen?“ fragt ein amerikanischer Passagier. „Ne“, klärt Kári auf „die meisten Fische werden hier oben mit Langleinen gefangen – mit bis zu 500 Haken. Das ist eine Sauarbeit, jeden einzelnen mit einem Köder zu versehen.“ Danach zeigt er uns weitere wundervoll frisch aussehende Fische: Dorsche, weißen Heilbutt, delikate Schollen und den schon erwähnten, etwas gruselig ausschauenden Seewolf.

„Bei Fisch gibt`s nur ein Qualitätsmerkmal“, doziert Kári stolz. „Und das ist Frische.“ Er nimmt einen weiteren Fisch in die Hand und kommt damit ganz nah. „Erstens natürlich der Geruch – Fisch darf allenfalls etwas nach Meer duften. Dann die Augen, die müssen klar und dunkel glänzen.“ Mit einem Griff an den Kopf des Fisches zeigt er uns das nächste Frischemerkmal. „Die Kiemen müssen immer leuchtend hellrot sein – wenn die so weinrot werden, dann ist das Beste schon wech. Und schleimig muss der Fisch sein – die Haut muss glänzen und keinesfalls trocken oder stumpf aussehen.

„Und wenn es das bei uns nicht so gibt, wie du das uns erklärst“, fragt eine besorgte Hausfrau aus Süddeutschland. „Tja“, sagt Kári, „dann müsst ihr wohl wieder nach Island kommen!“ Von Tourismus versteht der Fischerfreund von der Ocean Diamond offenbar auch noch etwas!


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