Island ist wahrlich von Naturphänomenen übersäht und um einen Teil dieser Natur zu schützen, wurden in den vergangenen Jahrzehnten drei Nationalparks errichtet: der Thingvellir-Nationalpark, der Snaefellsjökull-Nationalpark und der Vatnajökull-Nationalpark. 

Der Vatnajökull-Nationalpark:

  • bedeckt ca. 13 % der isländischen Landmasse und ist damit nicht nur der Größte der drei isländischen Nationalparks, sondern auch einer der größten Nationalparks in Europa. 
  • umfasst ca. 13.920 km² 
  • dient zum Schutz der Vielzahl landwirtschaftlicher, geologischer und botanischer Highlights. 

Karte Vatnajökull-Nationalpark - Vatnajokulsthjodgardur.is

Der Park wurde im Jahr 2008 gegründet und umfasst die Gebiete des Vatnajökull Gletschers und der beiden bereits vorher bestehenden Nationalparks Skaftafell und Jökulsárgljúfur sowie die umliegenden Gebiete. 2019 wurde der Nationalpark zum UNESCO Weltnaturerbe ernannt. Der Großteil des Nationalparks liegt unter der dicken Eisdecke des gleichnamigen Gletschers verborgen. Trotzdem ist die Landschaft durch das Zusammenspiel von Vulkanen und Gletschern einzigartig und vielfältig. Dort zeigt sich, welche Auswirkungen die Kräfte von Flüssen, Gletschereis und vulkanischer und geothermaler Aktivität haben können. 

Im Süden des Gletschers thronen hohe Bergrücken, die nur unterbrochen werden durch imposante Auslassgletscher, die sich bis ins Flachland erstrecken. Hier findet man auch Islands höchsten Gipfel, den Hvannadalshnukur. Mit einer Höhe von 2.110 Metern überragt der Vulkan die gesamte Region. Umgeben von Schnee und Eis befindet sich die grüne Oase Skaftafell und der nicht weit entfernte schwarze Sand, der aus Asche des Vulkans Grimsvötn besteht, die durch die Gletscherläufe zur Küste getragen wird. Die größten Gletscherseen des Landes befinden sich ebenfalls im südlichen Nationalparkgebiet. Jökulsarlon und Fjallsarlon sind über die Ringstraße erreichbar. 

Im Norden des Nationalparks befindet sich nicht nur die sagenumwobene Asbyrgi-Schlucht, sondern auch der Dettifoss, einer der mächtigsten Wasserfälle Europas. Über einen Wanderweg durch die Schlucht kommt man vom Wasserfall nach Asbyrgi. Ein weiteres Naturphänomen ist die Region Jökulsargljufur mit ihren starken Kontrasten. Die große Fläche Holmatungur zeichnet sich mit üppiger Vegetation aus und kristallklare Flüsse durchziehen die Landschaften. Die Klippen und Geröllhänge bieten sowohl Fauna als auch Flora Schutz. 

Der Osten des Nationalparks umfasst Teile des zentralen Hochlandes. Das Wildnisgebiet Snaefell ist Heimat für viele Rentiere und die atemberaubende Landschaft Lonsöraefi besticht mit farbenfrohen geologischen Formationen an den Innenseiten des erloschenen Zentralvulkans Snaefell. 

Das Tiefland des westlichen Gebietes des Nationalparks ist bedeckt von moosbewachsenen Lavafeldern. Ein großer Teil der Lava stammt aus der Eldgja-Spalte, die im Jahr 930 durch einen Ausbruch des Vulkansystems Katla entstand. Tief im Hochland befinden sich zahlreiche lineare Berge, genauer gesagt, Hyaloklastitkämme (eine Gesteinsart, die nur in Island vorkommt), die die Richtung der Gletscherflüsse beeinflussen.

Wer sich über die Sehenswürdigkeiten, Touren und allgemein informieren möchte, kann dies in einem der Besucherzentren machen. Das größte Zentrum befindet sich in Skaftafell. Das Skaftafellsstofa Visitor Center ist das ganze Jahr über geöffnet und vor Ort bieten Ranger und Angestellte des Zentrums Informationen rund um den Nationalpark. Dazu gehören Wanderwege, die Natur und Unterkünfte. Außerdem gibt es einen kleinen Souvenirshop mit Handgefertigtem aus der Region. Die weiteren Zentren befinden sich in Skaftafell und Snaefellsstofa.

Eine Karte zeigt, welche Wanderungen man im Nationalpark unternehmen kann. Außerdem gibt es eine große Auswahl an vielfältigen Ausflügen zum Nationalpark, wie zum Beispiel eine Eishöhlentour oder eine Wanderung über den Vatnajökull Gletscher

Lage & Anfahrt

Der Vatnajökull-Nationalpark beginnt im Osten des Landes beim Ort Höfn, verläuft an der Südostküste entlang, vorbei an Skaftafell bis auf die Höhe von Krikjunaejarklaustur. Westlich führt die Grenze an der Sprendisandur-Grenze entlang und endet im nördlichen Teil in der Wüste Odadahraun. Außerdem gehört das räumlich getrennte Gebiet des ehemaligen Jökulsargljufur-Nationalparks im Norden Islands zum Vatnajökull-Nationalpark.

Aus Reykjavik kommend, führt die Straße 1 an der Südseite des Nationalparks vorbei. Wer den Gletscher besichtigen möchte, braucht einen ortskundigen Guide und bucht am besten eine Tour.

Historische Bedeutung

In verschiedenen Gebieten des Nationalparks befinden sich zahlreiche kulturelle Überreste aus vergangenen Zeiten. Die Stätten erzählen von der Besiedlung und Bewirtschaftung der Regionen und von den natürlichen und übernatürlichen Kräften, mit denen die Menschen zu kämpfen hatten.

Das Gebiet südlich des Gletschers ist übersäht von Ruinen alter Landwirtschafts- und Fischereibetriebe. Alte Wanderwege durch schwieriges Gelände, über reißende Flüsse und eisige Gletscher verbinden die Siedlungen. Die dort ansässigen Menschen lernten mit der Zeit mit den schwierigen Lebensbedingungen durch die raue Natur und den sich ständig verändernden Gletschern zu leben. 

Im Hochland westlich, nördlich und östlich des Gletschers gab es in den vergangenen Jahrhunderten Reisewege, dessen Überreste auch heute noch in Form von Steinmännchen, Seilbahnen, Furten und Hirtenhütten zu finden sind. Auch finden sich verlassene Bauernhöfe, alte Pferdewege und uralte Kulturdenkmäler in der Region, die vom Aufenthalt von Menschen zeugen. Ein großer Teil des Gebietes war in früheren Zeiten Weideland, welches zur Schafzucht benutzt wurde. 

Geologische Bedeutung

Geologisch betrachtet könnte der Park auch als geologischer Nationalpark bezeichnet werden. Aufgrund seiner geologischen Geschichte ist der Nationalpark weltweit einzigartig, denn nirgends sonst lässt sich der Kampf zwischen Plattengrenzen, Mantelplumes (geologischer Ausdruck für eine Aufstiegsstruktur im Erdmantel) und Plateaugletschern so gut beobachten wie im Nationalpark. Das Zusammenspiel dieser Phänomene führt zu einer sich ständig verändernden Umgebung und bietet eine Möglichkeit, quasi die Formung der Erde in Echtzeit zu erleben.
 
Der Nationalpark beherbergt viele der aktivsten und stärksten Zentralvulkane des Landes und auch einige erloschene Vulkane. Sieben, der insgesamt zehn Zentralvulkane sind unter der Eiskappe des Vatnajökull-Gletschers verborgen. Dies kann sich aber mit der Zeit ändern, da vulkanischen Aktivitäten und die ausgedehnten geothermischen Gebiete das Gletschereis permanent schmelzen. Dieses Schmelzen kann zu Gletscherfluten und Eruptionen führen, die Eiskappe aufreißen und sogar Vulkanasche ausstreuen. Diese Naturgewalten sorgen dafür, dass sich die Landschaft rund um den Gletscher ständig verändert. 

Flora & Fauna

Die Vielfalt der Geologie und des Klimas in der Region des Nationalparks ermöglicht eine große Diversität der Flora und Fauna. Die Vegetation reicht von Gletscherebenen ohne Pflanzen, über Hochlandvegetation, Feuchtgebiete, grüne Oasen am Rande von Lavafeldern, Moosschwaden und Heideland bis hin zu Birkenwäldern. Das isländische Hochland zählt als das trockenste Gebiet des ganzen Landes. Die Gebiete rund um den Rand des Hochlandes in südwestliche, südliche und östliche Richtung hingegen sind die niederschlagsreichsten Regionen der ganzen Insel. Die nördlichen Areale im Nationalpark sind geprägt durch spärlich bewachsene Lavagebiete. Lediglich auf den Lavafeldern von Krepputunga und Odadahraun wachsen Flechten. Der südliche Nationalpark wird dominiert von Moosen, die an manchen Stellen bis zu 90 % der gesamten Vegetation aus machen. Einen scharfen Kontrast zum Ödland bieten die grünen und dicht bewachsenen Oasen bei Herdubreidarlindir, Jökulsargljufur und an einigen Stellen unter den Südhängen des Vatnajökull. An diesen Orten wachsen neben dem Moos auch höhere Pflanzen mit Gestrüpp und Blumen. Südlich des Gletschers, besonders auf Skaftfell, befinden sich außerdem hohe Birkenwälder.

Rentiere in Ostisland ©Icelandic Explorer - AusturbruDie Tierwelt der Region spiegelt diese Vielfalt ebenfalls wieder. Im Gebiet Snaefellsöraefi am nordöstlichen Rand des Parks gibt es eine große Anzahl von Rostgänsen, die dort ihre Eier legen und ihr Gefieder ablegen. Außerdem leben dort etwa 2000 Rentiere, die im Sommer frei herumlaufen und im Winter in den Talregionen am südöstlichen Rand überwintern. Im Gebiet südlich des Gletschers findet man eine Vielfalt an unterschiedlichen Vogelarten. Die Flüsse und Seen des Nationalparks sind besiedelt von einheimischen Saiblings- und Forellenarten. Auch Seehunde können in der Region rund um die Gletscherlagune Jökulsarlon gesichtet werden und mit ein wenig Glück begegnet man einem isländischen Fuchs. 
 

Sehenswürdigkeiten rund um den Nationalpark

Vatnajökull Gletscher ©Roegnvaldur Mar Helgason - Visit North IcelandVatnajökull-Gletscher
Der Gletscher Vatnajökull bedeckt mit 8.100 Quadratkilometer ca. 8 % der isländischen Landmasse mit einer Eisdecke. Damit ist er nicht nur in Island, sondern auch in ganz Europa der größte Gletscher. Der Vatnajökull hat über 30 Auslassgletscher, die aus den Eiskappen herausfließen. Zu den bekanntesten Auslassgletschern gehören der Dyngjujökull im Norden, der Breidamerkurjökull im Süden und Sidujökull, Skaftarjökull und Tungnaarjökull im Westen. 


Gletscherlagune Jökulsarlon ©Icelandic ExplorerJökulsárlón
Die Gletscherlagunen Jökulsarlon und Fjallsarlon sind nicht ohne Grund zwei der beliebtesten Sehenswürdigkeiten in ganz Island. Das Zusammenspiel aus Gletschernähe, einzigartiger Natur und Tourismusangebot lockt jedes Jahr viele Besucher zu der Küstenlinie von Kviarmyrarkambur nach Höfn. Die Lagune liegt am Vatnajökull-Ausläufer Breidamerkurjökull und ist mittlerweile der größte See Islands. Die in der Gletscherlagune schwimmenden riesigen Eisberge, die immer wieder vom Gletscher abbrechen, machen die Lagune so besonders. Eine Bootsfahrt über die Lagune ermöglicht es, den Gletschersee von vielen verschiedenen Seiten zu bewundern und bietet viele großartige Fotomotive mit den vorbeischwimmenden, kristallklaren oder blauen Eisstücken. Mit etwas Glück sieht man währenddessen Seehunde, die sich auf den schwimmenden Eisschollen erholen oder sonnen. 

Skaftafell
Skaftafell war im Mittelalter ein Gutshof und lokaler Versammlungsort. Teile des Gebietes um Skaftafell wurden bereits im Jahr 1967 zum Nationalpark ernannt und 2008 in den neu gegründeten Nationalpark integriert. Die vielen Wanderwege durch die äußerst vielseitige Landschaft der Gegend machen Skaftafell zu einem hervorragenden Ausflugsziel. Es gibt kurze und einfache Wege, die zum Wasserfall Svartifoss und zum Gletscher Skaftafellsjökull führen, aber auch anspruchsvolle Wege für erfahrene Wanderer, die weiter entfernte Orte wie das Morsardalut-Tal oder den höchsten Gipfel des Landes, den Hvannadalshnjúkur, zum Ziel haben. Es gibt viele einzigartige Auslassgletscher und Flüsse, die das Gebiet prägen und die vielfältige Vegetation mit Birkenwäldern macht die Gegend wahrlich einzigartig. 

Askja Krater © Roegnvaldur Mar Helgason - Visit North IcelandAskja 
Askja ist ein Vulkan im isländischen Hochland nördlich des Vatnajökull-Gletschers. Die Caldera ist vor allem für ihre dramatische Eruptionen bekannt. Der letzte Ausbruch fand im Jahr 1961 statt, der zwar keine großen Auswirkungen hatte, aber zeigte, dass der Vulkan immer noch aktiv ist. Die Askja beherbergt außerdem den zweittiefsten See Islands, den Öskjuvatn mit einer Maximaltiefe von 220 Metern. Die Caldera ist ein bekanntes Wanderziel mit Berghütten für die Übernachtung, die allerdings nur im Sommer genutzt werden können. Die mondähnliche Landschaft wurde von den Apollo-Astronauten außerdem als Trainingsgelände genutzt. 

Snaefell ©AusturbruSnaefell
Der „Schneeberg“ ist ein alter Zentralvulkan im östlichen Hochland und mit 1.833 Metern (6,014 Feet) der vierthöchste Berg Islands. Die üppige Vegetation ist die ideale Heimat für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Besonders Rentiere sind hier im Sommer sehr oft zu finden. Der ca. 8 km (5 Miles) lange Wanderweg zur Spitze des Berges wird mit einem fantastischen Ausblick über Ostisland belohnt und man kann sich auf dem Gipfel einen Stempel als Erinnerung abholen. 


Gletscherzunge Heinabergsjökull  ©Thorvardur Arnason
Heinaberg 

Die Gletscherzungen Skalafellsjökull, Heinabergsjökull, Flaajökull und Hoffellsjökull sind unumstritten die Markenzeichen der Region. Zwischen Herbst und Frühjahr können hier oft große Rentierherden beobachtet werden. Auch in dieser Gegend gibt es viele Wanderwege, die zum Entdecken und Erkunden einladen. 

Lakagígar
Die Lakagigar ist eine Reihe von über 130 Kratern mit einer Länge von über 29 Kilometern, die während der Skaftareldar-Ausbrüche in den Jahren 1783-1784 entstanden sind. Die Ausbrüche gehören zu einer der schlimmsten Naturkatastrophen des Landes. Sie beeinträchtigte das Klima, die Ernte und somit die Lebensgrundlage der Menschen maßgeblich. Heutzutage sind die Krater mit Moos bedeckt und ein einzigartiges Ausflugsziel. 

Eldgjá & Langisjór
Vom Myrdalsjökull bis fast zum Vatnajökull erstreckt sich die Vulkanspalte mit dem Namen Eldgja. Sie ist ca. 8 km lang, 600 m breit und 150 m tief und entstand im Jahr 939 bei einem der größten Vulkanausbrüche in der isländischen Geschichte. 

Dettifoss Wasserfall © Audunn Nielsson - Visit North IcelandDettifoss
Der Wasserfall Dettifoss heißt übersetzt „der einstürzende Wasserfall“ und ist einer der mächtigsten Wasserfälle Europas. Pro Sekunde fließen ca. 500 m³ Wasser über den 100 m breiten und 45 m hohen Rand in die Tiefe. Gespeist wird der Wasserfall aus dem Gletscherfluss Jökulsá á Fjöllum, der dem Vatnajökull-Gletscher entspringt.

Abyrgi Schlucht © Audunn Nielsson - Visit North IcelandAsbyrgi
Die Asbyrgi Schlucht ist eine faszinierende hufeisenförmige Felsformation in Öxarfjördur, die der Sage nach durch Odin‘s achtbeiniges Pferd Sleipnir entstanden ist, dass bei einem Ausritt mit einer seiner riesigen Hufe die Erde berührte. Die Isländer sind sich einig, dass diese Schlucht die Hauptstadt der verborgenen Wesen ist und auch heute noch Elfen und Trolle dort leben. In der Schlucht gibt es auch ein kleines Besucherzentrum, in dem sich Gäste über die Umgebung informieren können.


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